2015 fand ein internationaler Architekturwettbewerb zur baulichen Erweiterung statt. Unter den 274 Einreichungen wurde der Projektvorschlag von Certov, Winkler+Ruck Architekten (Graz/Klagenfurt) als Sieger ermittelt.
Die Begründung der Jury lautete unter anderem: „Der Entwurf hat das große Potential, durch feinfühlige Detaillösungen eine insgesamt selbstbewusste Haltung für das Wien Museum am Karlsplatz zu schaffen. Ein klassisch moderner Pavillon mit geschlossener Fassade soll auf das Dach des in anderer Form klassisch modernen Haerdtl-Pavillons gesetzt werden. Nach Einschätzung des Preisgerichts ist die Proportionierung gelungen gelöst und schafft ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Bestand und Neubau. Eine besondere Rolle spielt dabei der Raum zwischen dem Altbau und dem darüber liegenden Neubau. Dieser Zwischenraum soll als transparente Fuge inszeniert werden. Diese symbolische und gestalterische Geste ist die große kompositorische Qualität des Beitrags.“
Mit dem Pavillon als neuen Eingangsbereich und der einladenden Plaza vor dem Haus zeigt das Wien Museum Präsenz am Platz: „Das Museum wird den StadtbewohnerInnen sozusagen die Hand reichen und sich zum Karlsplatz hin öffnen. Dementsprechend wird der Eingangsbereich großzügig gestaltet.“ (Certov, Winkler + Ruck Architekten).
Das siegreiche Architektenteam Certov, Winkler + Ruck hat bereits mehrfach bei Projekten zusammengearbeitet, so wird zum Beispiel auch die Generalsanierung des Rudolfinum (Landesmuseum Kärnten) in Klagenfurt seine Handschrift tragen. Die Arbeiten der beiden Architekturbüros wurden mehrfach ausgezeichnet und sind geprägt vom sensiblen Umgang mit historischen Bestandsgebäuden und einer subtilen Ausgewogenheit von Form, Funktion und Materialität.
Emanuel Christ, Juryvorsitzender über die Jury-Entscheidung
„Die Idee ist einfach und einprägsam – und überzeugend gelöst. In einer zeitlichen ,Stapelung’ wird der denkmalgeschützte Baukörper des Haerdtl-Gebäudes um eine ,lichte Stirn’ ergänzt. Von dort aus, von der Terrasse des Wien-Raums, die wie eine transparente Fuge zwischen Alt und Neu inszeniert ist, hat man einen Panoramablick über den Karlsplatz und über weite Teile der Stadt. Als Besucher nimmt man unweigerlich eine Perspektive in der Schwebe ein und kann auf alles, was man vom Wien Museum aus erblickt, zurückblicken. Das Wien Museum tritt buchstäblich in einen offenen Dialog mit der Stadt. Eine so schöne, wie funktionell sinnvolle gestalterische Geste.“
Marie-Paule Jungblut, Jurymitglied
„Das neue Museum ist ein demokratisches Bekenntnis zur verantwortungsbewussten Bescheidenheit.“
Franz Kobermaier, MA 19 Architektur und Stadtgestaltung
„Das Siegerprojekt […] baut […] in einer sehr behutsamen Art und Weise, mit sehr viel Rücksicht auf die Umgebung, auf umgebende Kanten und Höhen und Blickbeziehungen. Deswegen denke ich, dass es grundsätzlich ein sehr stadtbildverträgliches Projekt ist. Und auch in gewisser Weise ein sehr elegant durchgearbeitetes Projekt ausgewählt wurde."
Erich Raith, Architekt, über das Siegerprojekt
„Das Siegerprojekt, das jetzt auf den 1. Blick ein bescheidenes, nicht spektakuläres Projekt ist, ist aber gerade dadurch ein sehr bestechendes Projekt, das mit dem Ort sehr viel zu tun hat, sowie mit dem Wien Museum und seinem Selbstverständnis. Es ist ein Projekt, das großen Respekt vor dem Haerdtl-Bau und auch dem Freiraum vor dem Karlsplatz hat, auch für jeden einzelnen Baum, der davor steht. Manchesmal braucht es den Mut zu dieser Form von Angemessenheit und Bescheidenheit.“
Anna Detzlhofer, Landschaftsarchitektin
„Ich freue mich für den Karlsplatz, dass die landschaftliche Dimension damit gesichert ist und erhalten bleibt. Ich glaube, dass es in jedem Fall eine Verbesserung sein wird, weil der Haerdt- Bau gestärkt wird. Somit erfährt auch der Freiraum eine Stärkung. Zum einen wird der Eingang neu betont, eine sehr wichtige Geste und es soll auch das Cafe integriert werden, das mit einer Terrasse in den Karlsplatz hinausführt. Ich glaube, dass in diesem Sinn die Lebendigkeit an einem vernachlässigten Ort verbessert wird. Es kann auch mutig sein, etwas nicht zu tun. Mut muss nicht immer der Größtmögliche sein, sondern einen notwendigen Eingriff vorzunehmen. In diesem Sinn finde ich das Projekt durchaus mutig. Ich glaube nicht das Solitär der einzige Weg ist, Mut zu zeigen, ich glaube, dass eine Aufstockung durchaus mit Mut gemacht werden kann.“
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