
Das Modell von St. Stephan
Das fünfeinhalb Meter hohe Monumentalmodell von St. Stephan ist ein herausragendes Beispiel für die architektonische Modellierkunst des 19. Jahrhunderts. Gebaut wurde es in fast zehnjähriger Arbeit von Carl Schropp (1794-1876), einem „königlichen Hof-Modelleur“, in Bamberg.

1904 kam das Modell nach Wien und war lange im Historischen Museum der Stadt Wien im Waffensaal des Rathauses, zu sehen. Nach Übersiedlung des Museums auf den Karlsplatz gab es keine Möglichkeit mehr, das Modell adäquat auszustellen. 1974 wurde es an die Dompfarre St. Stephan abgetreten, wo es am Dachboden des Doms aufgestellt wurde und nur gelegentlich zu besichtigen war.
Durch den Umbau des Wien Museums entsteht als Teil der neuen Dauerausstellung eine große Halle mit ausreichend Platz für Objekte dieser Größe. Das Modell von St. Stephan ging an das Wien Museum zurück und wurde im Juni 2020 vom Dachstuhl über das Mittelschiff des Stephansdoms, verpackt in Einzelteile, aus 37 Meter Höhe abgeseilt und ins Depot gebracht.

Hier wird es von Restaurator*innen aus dem Fachbereich Papier, Sophie Rabitsch, Anais Berenger unter der Leitung von Andreas Gruber, im Bild, restauriert. Das Modell, gefertigt aus Papierstreifen, Papiermaché und Karton, wurde in den 90er Jahren zuletzt geputzt. Es ist stark verschmutzt und teils verschimmelt. Gerade wird ein Teil vom Südturm geputzt, zuerst die Holzwurm-Brösel mit dem Staubsauger abgesaugt, dann geht es mittels feuchten Schwämmchen und Reinigungsstäbchen ins Detail. Abgebrochene und lose Teile werden neu verklebt, fehlende Architekturelemente bei Bedarf ergänzt. Daneben wird versucht, mit Hilfe von damals verwendetem Zeitungspapier, welches immer wieder auf den Rückseiten der kleinen Altäre zu finden ist, das genaue Entstehungsdatum zu eruieren. Auch soll es eine bisher noch nicht gefundene Signatur hinter dem Altar geben.
