Der Pompejanische Salon

Im Klassizismus wurde die griechische und römische Antike Vorbild für das gesamte Kunstschaffen. Die einzige originale wandfeste Raumausstattung aus bemalter Seide in einem Wiener Museum ist der Pompejanische Salon aus dem Palais Caprara-Geymüller, Wallnerstraße 8.

Auftraggeber waren die gebürtigen Schweizer Großhändler und Bankiersbrüder Johann Heinrich und Johann Jakob Geymüller, die Ende des 18. Jahrhunderts im barocken Palais die Gesellschaftsräume des ersten Stocks nach den Geschmacksidealen der Antike ausstatteten. Ihr Stadtpalais war im Vormärz ein Wiener Zentrum des gesellschaftlichen und geistigen Lebens.

Die Bilder des Salons haben ihr Vorbild im Gemäldezyklus der Tänzerinnen in der „Villa des Cicero“ in Pompeji. Die zarte Malerei ist auf Seide aufgetragen; der textile Schimmer sollte den Oberflächenglanz der antiken Wandmalerei nachempfinden. Aktuelle Untersuchungen haben ergeben, dass die ursprüngliche Fassung der Holzvertäfelung elfenbein- und rosafarben war.

Mit Stirnlampen und kleinen Pinseln wird in der Werkstatt an den Bildern gearbeitet - teilweise liegend auf einer Brücke über dem großformatigen Wandpaneel, um die innenliegenden Bildfelder auch gut erreichen zu können.  Unter der Leitung von Restauratorin Karin Maierhofer arbeitet Christina Kapeundl an der Malerei auf Seide. Es geht darum, die gelockerte und instabile Malerei bestmöglich zu fixieren und deren matten Oberflächencharakter durch das Einbringen eines Festigungsmediums nicht durch Glanz, Verdunkelung oder Fleckenbildung zu verändern. Dazu wird mit einem Niederdruckelement, dem sogenannten „Partialsaugtisch“ gearbeitet, der einen Luftstrom nach unten erzeugt und somit das oben applizierte Festigungsmittel sofort in das untere Malschichtgefüge zieht und damit ein flächiges Ausbreiten in die umgebende Seide verhindert. Die sehr feuchteempfindliche Seide wird zusätzlich durch ein apolares Lösungsmittel hydrophobiert. Mit dieser Methode können unerwünschte Schwemmränder und Feuchteflecken in der Seide vermieden werden.

In der neuen Dauerausstellung des Wien Museums am Karlsplatz ist der Salon in das politische Geschehen um 1800 eingebettet. Um ihn in seiner vollständigen Größe zeigen zu können, wurden neue Deckenbalken eingezogen, die diesem Bereich mehr Raumhöhe geben.