Die Fürstenfenster von St. Stephan

In der Werkstatt der Objektrestauratorin Kathrin Schmidt liegen zwei der fünf Glasmalereien des zweiten Fürstenfensters aus der Bartholomäuskapelle, der südwestlichen Oberkapelle an der Westfassade von St. Stephan. Die Kapelle war die erste Reliquienschatzkammer der Habsburger in Österreich, ehe sie 1437 zur bürgerlichen Stiftung wurde. Sie nahm die kostbaren Reliquien von Herzog Rudolf IV. auf. Die Kapelle und ihre bedeutende Verglasung durch fünf Fenster erzählt von der Hoffnung der Habsburger auf den Fortbestand ihrer Dynastie: In zwei Fürstenfenstern wurde ihr Stammbaum mit Königen und Herzögen dargestellt. Die drei weiteren Fenster zeigten die Steinigung des heiligen Stephanus, die Anbetung der Heiligen Drei Könige sowie den Erzengel Michael. Die Fürstenfenster wurden von der bedeutenden, in Österreich tätigen Herzogswerkstatt hergestellt. Besonders bemerkenswert ist die plastische und individuelle Zeichnung der Herrscher.

Direkt auf dem Tisch liegend, ohne Durchlicht, sehen sie gar nicht spektakulär aus. Alle Farben, ob Gelb, Rot, Blau oder Grün, sind nur dunkle Flecken.

Ab Februar wird die externe Restauratorin Angela Vorhofer an ihnen arbeiten. Sie ist auf Glas, auf mittelalterliche Glasmalerei spezialisiert. Ihre Aufgabe wird es sein, die Oberflächen von losem Staub und Schmutz zu reinigen und zu überprüfen, ob vorhandene Sprünge im Glas noch so fest sind, dass sie ohne zusätzliche Deckfenster auskommen. Solch schützende Deckfenster gibt es bereits an einigen Stellen, hier waren wohl die Sprünge zu stark.

Schäden im Glas entstehen im Laufe der Zeit, weil Glas witterungsanfällig ist und auf Luftfeuchtigkeit und UV-Licht reagiert. „Man glaubt, Glas ist ein starres Material. Aber das ist es nicht. Es ist immer eine leicht flüssige Masse, die sich ganz langsam bewegt“, so die Objektrestauratorin.

Nachdem Glas ein sehr heikles Material ist und Schäden kaum reversibel sind, werden Kittrückstände und andere Verschmutzungen nur ganz vorsichtig reduziert, nicht zur Gänze weggenommen.

Präsentiert werden die Fenster im neuen Museum mit Licht von hinten, so dass alle Motive und Farben gut zu sehen sind. Auch Sprünge im Glas dürfen in der Präsentation erkennbar sein: „Gemeinsam mit der Kuratorin Eva-Maria Orosz haben wir uns dazu entschlossen, auch die Vergangenheit der Objekte zu zeigen“, erläutert Kathrin Schmidt. Beleuchtet werden sie über LED-Paneele in der Wand, die besonders wenig Wärme abgeben.

Eingebracht werden die Fenster wohl erst im Oktober, denn sie sind im Erdgeschoß im Kapitel zum Mittelalter ausgestellt. Die Einbringung der rund 1.700 Objekte erfolgt nämlich von oben nach unten, das heißt, von der Gegenwart im 2. Obergeschoß bis zur Prähistorie, mit der die neue Dauerausstellung im Erdgeschoß beginnt.

Als Nachfolgerin von Regula Künzli (Link) ist Kathrin Schmidt dann auch für den Praterwal zuständig. Sein neuer Name Poldi gefällt ihr sehr. „Er passt gut zu Wien“.