Die Gemüsebeete des Stadtmodells von Eduard Fischer 1852-1854

Das Stadtmodell aus den Jahren 1852/54 zeigt Wien noch mit seinen Stadtmauern, die dann zum Bau der Ringstraße geschleift wurden. Drei Jahre lang, inklusive einer Babypause, hat die Restauratorin Mirjam Bazán Castañeda das Stadtmodell in ihrem Atelier im 22. Bezirk restauriert. Es hatte einige Kriege und lange Ausstellungszeiten überdauern müssen und war sehr restaurierungsbedürftig.

„Das Gute ist“, so Restaurierungsleiter Andreas Gruber, „dass Fischer, sein Erbauer, Tischler war und die Gebäude aus Holz sind, mit Papier überzogen. So ist es zwar nicht so fein gebaut, aber auch nicht so filigran wie das Stadtmodell von Pendl aus dem Jahr 1898. Aber schade ist, dass es weit stärker überarbeitet wurde. Überall sieht man Eingriffe“. Während das Original fast eine Dreidimensionalität aufweist – Fenstersimse wurden durch kleine Kartonstreifen unter das Papier gelegt –  sind die rekonstruierten Teile zum Teil nur aus Holz, die Hausfassaden schlicht aufgemalt. „Oder das Gras hatte ursprünglich Struktur, war ein wenig geflockt“, berichtet die Restauratorin, „und wurde dann irgendwann einfach mit Papier überklebt oder mit Farbe übermalt, sehr lieblos. Auch einige Bäume bekamen die Farbe ab.“

Wie auch beim Modell von Pendl war vor allem das Glacis mit seinen zahlreichen Bäumen in Mitleidenschaft gezogen. Bei der Restaurierung hat sich gezeigt, dass große Teile des Glacis nicht mehr original sind, sondern nach dem Zweiten Weltkrieg mit Pressspanplatten ergänzt wurden. Dadurch gingen viele Details verloren, wie kleinere Gebäude auf dem Glacis oder Gemüsebeete, genannt Erdödy Gartl, zwischen Braunbastei und Wasserkunstbastei, wie man auf alten Fotos von 1942 noch sehen kann. Fehlende Bäume wurden immer wieder durch simple Nadelbäume aus der Modelleisenbahnlandschaft oder durch Papierkugeln ersetzt. „Das hat furchtbar ausgesehen“, meint Andreas Gruber. Miriam Bazán Castañeda hat nun unzählige dieser Bäume rekonstruiert und dafür, nach langer Suche, Chenille-Garn gefunden, das ausgezwirbelt den ursprünglichen Bäumchen besonders ähnlich wird. Es wird um einen Draht gewickelt, der wiederum bräunlich eingefärbt wird, und mit Kleber gefestigt. So feine Pfeifenputzerdräte, wie sie Fischer verwendet hatte, gibt es heute nicht mehr.

Das Foto zeigt den Teil mit der Franz-Joseph-Kaserne, die heute nicht mehr existiert, in etwa bei der oberen Zollamtsstraße. Hier im Depot geht es jetzt nur noch um Details – wie die letzten Bäumchen – und um die Probe, ob und wie die Übergänge zwischen den einzelnen Teilen passen. Denn um das rund sechs mal fünf Meter große Modell zusammenzubauen, war das Atelier zu klein. So kamen die Teile in großen Transportkisten hierher ins Depot in Himberg, bevor sie im Sommer an ihren Platz in der neuen Dauerausstellung am Karlsplatz gebracht werden.

In der neuen Dauerausstellung wird das Modell in einer Vitrine gezeigt, zum Schutz. „In der alten Dauerausstellung stand das Modell offen, darum herum eine Sitzbank, Bäume in Griffnähe wurden dadurch sehr in Mitleidenschaft gezogen“, erzählt Andreas Gruber. Die Vitrine wird von außen beleuchtet und mit einer neuen Beschriftung versehen. Das Modell kann zur Überprüfung mithilfe eines Schubladensystems herausgezogenen werden. Sitzbänke soll es auch wieder geben, zumindest an den Ecken. Und wann wird es eingebracht? „Wenn es nach mir geht“, sagt Andreas Gruber, „so spät wie möglich. Arbeiten an einem derartigen Modell werden nie beendet sein“.

Noch von seiner Vorgängerin hat Andreas Gruber eine Schachtel mit Häusern geerbt, die nicht zuzuordnen sind. Das Fischer-Stadtmodell hat seine Geheimnisse noch nicht zur Gänze gelüftet.