RESTAURIERUNG DER ORIGINALFIGUREN DES DONNERBRUNNENS

Der nach seinem Künstler, dem Bildhauer Georg Raphael Donner, benannte Donnerbrunnen am Neuen Markt (ehemals Mehlmarkt) stellt einen Höhepunkt europäischer Plastik des 18. Jahrhunderts dar. Die Originalfiguren, die bereits ein Jahrhundert später durch Kopien vor Ort ersetzt wurden, gehören zu den wertvollsten Kunstobjekten des Wien Museum.

In den Werkstätten des Wien Museums restaurieren Ulrike Rossmeissl und Wolfang Schwarzkogler von der Firma ARGE Objektrestaurierung die Figuren für die neue Dauerausstellung. Mit der zukünftigen Halle gibt es erstmalig eine adäquate Ausstellungsfläche für solche Großobjekte.

Die Arbeiten an der Skulpturengruppe sehen unter anderem eine Reinigung der Oberfläche samt Retusche vor. Hierbei werden helle Kratzer und optisch auffallende Scherspuren mit dispergierten Pigmenten farblich wieder an die Umgebung angepasst.

Größere Risse, die statisch bedenklich sind, müssen hingegen gelötet und somit geschlossen werden. An einigen Stellen können Rissbildungen durch fehlende Stützstreben an der Unterseite verursacht werden. Hier können Restaurator:innen Abhilfe schaffen, in dem sie gemäß dem erkennbaren Abdruck passgenaue Eisenbänder nachschmieden und an den Unterseiten der Figuren einschrauben.

Der Donnerbrunnen setzt sich aus der zentralen Figur der Providentia (auf Deutsch: Vorsehung, im ersten Bild im Hintergrund), die auf einem Sockel aus Fischen und Putti thront, sowie vier Flussfiguren zusammen, die die wichtigsten Zuflüsse der Donau – Enns, March, Traun und Ybbs (im ersten Bild, liegend) – repräsentieren.  Durch den hohen Bleianteil ist das Gewicht der einzelnen Figuren enorm, die Beschaffenheit hingegen sehr weich. Dies ist zwar für die künstlerische Bearbeitung des Materials förderlich, macht die Figuren aber sehr anfällig für Kratzspuren und Beschädigungen. Vermutlich ist das der Grund, weshalb die Originalfiguren nach nur wenigen Jahrzehnten vom Neuen Markt entfernt wurden. Dass die von Kaiserin Maria Theresia eingesetzte, berüchtigte „Keuschheitskommission“ für diese Entscheidung verantwortlich war, konnte hingegen widerlegt werden.

Im Zuge der aktuellen Restaurierungsmaßnahmen wird auch die statische Konsolidierung der Mittelfigur sichergestellt. Ein neues, zusätzliches Innengerüst aus Stahl, das mittels eines 3D-Scans hergestellt wird, nimmt künftig die Last der Bleihaut auf und leitet das Gewicht der fast zwei Tonnen schweren Providentia sicher in den Boden ab. Dadurch wird der Originalsockel dauerhaft entlastet und Schäden sicher vorgebeugt.  

Wie schon der Abtransport aus dem Unteren Belvedere vor einem Jahr wird auch die Einbringung in das neue Museum im Frühjahr 2023 eine Herausforderung, die genauester Planung sowie eines eigens angefertigten Transportkäfigs bedarf. An ihrem neuen Standort werden die Figuren, erhöht auf einem Präsentationssockel, für die Besucher:innen in Szene gesetzt.