
Die Prunkwaffen der Grafschaft Pfirt
In der Gemäldewerkstatt arbeitet Restauratorin Susanne Winkler seit November letzten Jahres an den Funeralwaffen, in der Regel bestehend aus Helm und Wappenschild. Sie waren Opfergaben aus den Herrschaftsgebieten der Verstorbenen, die einem Begräbnis beigegeben wurden. In diesem Fall handelt es sich um Prunkwaffen der Grafschaft Pfirt für das Begräbnis Kaiser Friedrich III. im Jahr 1493, die nach dem Begräbnis im Stephansdom über seinem Grab in luftiger Höhe aufgehängt wurden. Der Funeralhelm, an dem sie im Bild arbeitet, ist eine Leder-Holz-Kombination mit Vergoldung und farbiger Fassung. Besonders auffällig sind hier die Fische, die Wappentiere. Die Grafschaft Pfirt war wohl eine fischreiche.

Was die Restaurierung nicht nur aufwändig sondern auch spannend macht, ist, dass sämtliche unpassenden Altrestaurierungen und Überarbeitungen abgenommen werden. Auf den Fotos sieht man nun die Wappen im freigelegten Zustand. Bis zu einem Zentimeter dick waren die Kittungen, die teilweise auch über der originalen Farbfassung lagen und nun abgenommen wurden. Frühere Restaurierungen gab es viele, eines der Schilde – aufgrund der sichtbaren Bruchlinie im Schild nimmt man an, es war jenes im Bild – war 1828 sogar von dem wurmstichigen Trägerbalken im Dom heruntergefallen. Obwohl dabei niemand verletzt wurde, führte das in der Folge zur Abnahme aller Funeralwaffen und zu ihrer späteren Schenkung an die Sammlung der Stadt Wien.

Heute ist es in der Restaurierung nicht mehr Usus, fehlende Teile (im Helm) zu rekonstruieren. Das Objekt kann und soll seine Geschichte zeigen. Also geht es darum, überbronzierte Bereiche und auffällig grob ausgeführte Patinierungen soweit als möglich zu reduzieren, Fassungen zu festigen, Sprünge und Risse zu kitten und zu retuschieren. Durch die Freilegung hin zum Original kommt auf dem Schild nun wieder sehr schön die leicht dreidimensionale/erhabene Verzierung im Hintergrund, ein Rankenwerk (Damaszierung), zum Vorschein.

Helm und Schild kommen im Frühjahr zurück ins Museum und werden dort (gemeinsam mit den Funeralwaffen der Steiermark und Krain – beide für Albrecht Vl.) im Kapitel Mittelalter wieder ausgestellt. Das Wien Museum verfügt über eine stolze Sammlung von 20 Funeralwaffen aus den Grafschaften und Provinzen, alles Unikate.

Unterstützt wird Susanne Winkler seit kurzem durch Lisa Reischer. Sie arbeitet an Freilegungsproben an einem der Objekte für Albert IV. von 1463. Dass das Schild älter ist, sieht man an der stärkeren Wölbung. Und daran, dass es in besserer Qualität gefertigt wurde und dadurch in einem weit besseren Erhaltungszustand vorliegt. Auch diese Funeralwaffen hingen bis zum oben beschriebenen Unfall im Stephansdom. Um die Fassung zu untersuchen, das heißt einen kleinen Teil abzunehmen, wird ein Lösungsmittelgel aufgetragen, das unter Alufolie einwirkt. Solche Untersuchungen dienen der Konzeptentwicklung für Konservierungs- oder Restaurierungsmaßnahmen und geben wertvolle Hinweise zu Material und Technik.