Emilie Flöge von Gustav Klimt

Emilie Flöge war zweifellos die wichtigste Partnerin in Gustav Klimts Leben und eine Frau, die dem freiheitsliebenden Künstler auf Augenhöhe begegnete. Ihr Porträt ist eines der berühmtesten und wertvollsten Gemälde des Museums. Hier kombinierte Klimt erstmals naturalistische Gesichtszüge mit rein ornamentalen Flächen, unter Verwendung von Gold- und silberfarbigen Metallauflagen. Damit markiert es den Beginn jener Schaffensperiode des Künstlers, deren Bilder in den letzten Jahren auf internationalen Auktionen absolute Höchstpreise erzielen konnten.

Umso spannender, als sich nun in der konversatorischen Bearbeitung des Gemäldes durch Restauratorin Karin Maierhofer herausstellte, dass die oberen Ovale und die unzähligen flitterartigen Tupfen auf Emilies Kleid nicht aus Silber sein können, wie bisher gedacht. Denn, im Gegensatz zu anderen stark gedunkelten Ornamenten mit oxydierten Blattsilberauflagen sind sie nicht dunkler geworden, wie es von Silber zu erwarten wäre. Eine Röntgenfluoreszenzanalyse ergab, dass tatsächlich das weit kostbarere Platin zum Einsatz kam.

Nachgebessert hat Gustav Klimt wohl Emilies Silhouette: Das Kleid war ursprünglich breiter, im Seitenlicht sieht man noch die alten Umrisse. Ob es ihr dadurch besser gefiel? Wohl kaum, denn überliefert ist, dass Emilie Flöge selbst nichts an ihrem Bildnis lag. Möglicherweise fehlte ihr die psychologische Nuancierung in ihrem Porträt, das viel eher dem Abbild einer schönen, gelangweilten Dame der Wiener Gesellschaft glich, als dem einer Unternehmerin mit eigener Karriere. Aus diesem Grund verkaufte Klimt das Bild 1908 an das Niederösterreichische Landesmuseum, von dem es 1921 in die Sammlung der Stadt Wien überging.

Trotz seiner vielen Reisen - derzeit ist das berühmte Werk an das Amsterdamer Van Gogh Museum, anschließend ans Belvedere verliehen, im Sommer 2023 wird es in die neue Dauerausstellung eingebracht -  ist das Bild in einem guten Zustand. Die Oberfläche wird nur sanft trockengereinigt, der an den Außenseiten, durch die frühere Rahmung verursachte Farbabriebwird retuschiert. Denn in der neuen Dauerausstellung wird Emilie erstmals in ihrem Originalrahmen, der schmäler ist als der bisher verwendete, ausgestellt. Die zarte Hoffmann-Leiste konnte für das schwere Verbundsicherheitsglas entsprechend adaptiert werden.

Wer dann genau durch die rund vier Millimeter dicke Verglasung blickt, der kann im oberen Bildbereich, über Emilies Gesicht, dunkle Spritzer erkennen. Hier dürfte eine unbekannte Substanz – vermutlich infolge eines Missgeschicks möglicherweise auch schon in Gustav Klimts Atelier – über das Gemälde gelaufen sein. Eine chemische Analyse dieser Substanz wird vielleicht mehr Aufschluss über diese interessante Objektgeschichte geben...

 

Emilie Flöge, 1902

Gustav Klimt

Öl auf Leinwand