
Großer Galawagen des Wiener Bürgermeisters
Der kostspielige Wagen symbolisiert die erstarkte kommunale Selbstverwaltung und ihre neuen repräsentativen Bedürfnisse Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts. Hergestellt wurde er 1853 von der Firma Laurenzi & Co. in Wien. Vierspännig wurde der Wagen vor allem bei besonderen Anlässen und Feierlichkeiten wie Angelobungen, Besuch beim Kaiser, Festprozessionen oder Empfang von prominenten Gästen verwendet.

1890/91 wurde er komplett überholt und renoviert, das Stadtwappen an der Wagentüre in die aktuelle Form gebracht – vermutlich nicht zufällig zur Zeit der bevorstehenden zweiten großen Stadterweiterung um die Vororte. Dabei muss auch das ursprünglich weiß-rote Fahrgestell in Schwarz-Rot überarbeitet worden sein.
Nach dem Ersten Weltkrieg und im Roten Wien verlor der Galawagen seine Funktion, bedingt nicht nur durch das Aufkommen des Automobils, sondern auch durch einen neuen kommunalen Führungsstil. Im Austrofaschismus wurde er – bereits als inventarisiertes Museumsobjekt – nur noch bei Festzügen verwendet.

Der Wagen ist in einem guten Zustand, es gibt nur wenige Brüche im Holz, die wieder verleimt werden. Unter der Leitung des Holzrestaurators Michael Formanek wird gerade mit Pinsel und Staubsauger der aufliegende Schmutz entfernt, anschließend wird die Fassung mit Störleim gefestigt. Aufstehende Schollen werden mithilfe eines aufwendigen Verfahrens niedergelegt, und am Ende werden die Glanzgrade der Oberflächen vereinheitlicht.

Im Innenbereich werden die Textilien restauriert, der fehlende Plafond wird neutral ergänzt. Der jeweilige Bürgermeister dürfte auf der rechten Seite gesessen sein: Hier senkt sich die Kutsche ein wenig. Die sehr fragile Kutschbockdecke ist bereits restauriert.

In der neuen Dauerausstellung wird die Kutsche hängend in der zentralen Halle gezeigt.