
Der Nashornfuß im Adolf Loos-Kaminzimmer
Im Jahr 1903 bezog Adolf Loos mit seiner jungen Frau und Schauspielerin Lina eine Wohnung in der Bösendorferstraße 3. Das Wohn- und Kaminzimmer wurde vom Museumsdirektor und Loos-Experten Franz Glück in den 1950er Jahren angekauft und ab 1961 im Museum am Karlsplatz als Ausstellungsobjekt präsentiert. Im Zuge des Umbaus wird das Kaminzimmer gerade in Einzelteilen restauriert und wird, in adaptierter Aufstellung und neuer Kontextualisierung, nach der Wiedereröffnung Ende 2023 als ein Highlight der Präsentation "Wien um 1900" in der neuen Dauerausstellung am Karlsplatz zu sehen sein.

Restauratorin Regula Künzli restauriert in den Werkstätten gerade den Rhinozerosfuß. Eine Prägung an der Neusilberzarge weist ihn als Präparat des bekannten Londoner Präparators Rowland Ward & Company aus. Die sich auf Tierpräparte und die Herstellung von Gebrauchsgegenstände aus Präparaten spezialisiert hatte.

Das Stück ist eine gedeckelte, innen mit Mahagonifurnier ausgekleidete Dose. Der Deckel aus polierter Haut, eines Dickhäuters, vermutlich auch eines Nashorns, war nur noch minimal mit dem Holzdeckel verbunden. Zahlreiche Reparaturklebungen mit vielen unterschiedlichen Klebern und Leimen bezeugen, dass diese Verklebung dem Gewicht des Holzdeckels nicht standhielt. Für eine stabile Montage mussten nun alle Klebematerialien mechanisch abgelöst werden, ohne die Originalsubstanz durch Lösemittel- oder Feuchtigkeitseinwirkung zu schädigen. Da der Holzdeckel einen starken Verzug aufweist wurde für die Neuverklebung eine passgenaue Zwischenlage aus einem Kitt hergestellt, die eine flächig Verklebung jeweils zum Haut- und Holzdeckel ermöglicht. Haut und Metall wurden so gereinigt, dass die Patina erhalten bleibt aber die jeweilige Materialität erkennbar wird.

In Loos' Wohnung hatte der Fuß seinen Platz auf dem Sockel des Kamins. Die Kaminnische nahm ausgewählte Gegenstände des Architekten auf, darunter Erinnerungsstücke an Freunde und Familie sowie seine Bibliothek.